Im Kurs «Naturbezogene Umweltbildung im urbanen Raum 2023» des CAS Naturbezogene Umweltbildung sind verschiedene Blogbeiträge zu Umsetzungen des Themas «Lernen in der Stadtnatur» entstanden. Sie werden hier in diesem Format veröffentlicht.
Danke allen Autor*innen und Beteiligten.
Stephanie Elmer
Sträucher und Bäume rund ums Schulhaus
Ich habe das Glück in einem Schulhaus mit einer sehr naturnahen Umgebung unterrichten zu dürfen. Nebst vielen Bäumen gibt es ein Naturpärkli mit vielen einheimischen Sträuchern und Büschen.
Es war mir ein Anliegen die grosse Vielfallt dieser Umgebung für meine Unterricht nutzen zu können. Dafür fehlte mir aber noch das eigene Fachwissen. Also habe ich die 20 auffälligsten Bäume und Sträucher fotografiert und zu jeder Pflanze einen Steckbrief erstellt. Diese Sammlung soll im Unterricht mit den Kindern eingesetzt werden und ihnen beim eigenen Bestimmen der Pflanzen helfen. Zusätzlich zu der Steckbriefsammlung habe ich eine grobe Unterrichtsreihe entworfen, wie das Thema Pflanzen Bestimmen im Unterricht durchgeführt werden könnte.
Umsetzung im Unterricht:
1. Schritt: Erkunden
Schülerinnen und Schüler erkunden das Schulhausareal.
- Was für Pflanzenarten finden sie?
- Welche finden sie spannend, besonders schön, kennen sie?
- Unterschied Bäume, Sträucher, und Stauden thematisieren
2. Schritt: Bestimmen
- Im Klassenverbund das Bestimmen von Pflanzen thematisieren und erlernen. Umgang mit Bestimmungsschlüssel lernen.
- Schülerinnen und Schüler entscheiden sich in Zweiergruppen für einen Busch oder Baum und bestimmen diesen mit Hilfe der Steckbriefe, und weiteren Bestimmungshilfen.
3. Schritt: Präsentieren
Jede Gruppe erstellt ein eignes Plakat zu ihrer Pflanze, beschreibt den genauen Standort auf dem Schulhof und erweitert je nach Leistungsniveau den Steckbrief. Das Plakat wir der Klasse in Form von einem Vortrag präsentiert.
4. Schritt: Beschriften
Im Werkunterricht erstellt jede Gruppe ein Schild aus Holz für ihre Pflanze. Mit dem Brennstab wird der Name Pflanze auf die Holzplatte geschrieben. Das Beschriftungsschild wird dann bei der entsprechenden Pflanze in den Boden gesteckt.
5. Schritt: Beobachten
Die SuS besuchen im Laufe des Jahres regelmässig ihre Pflanze und dokumentieren ihre Veränderungen entsprechend der Jahreszeiten. Knospen, Blüten, Früchte, Blätter. Erkenntnisse könnten z.B. in einem Kunstprojekt präsentiert werden.
Netzwerk-Liste Region St. Gallen
Waldkinder St. Gallen: https://www.waldkinder-sg.ch/
Verein für Naturpädagogik seit 1998. Waldschule und Erwachsenenbildung
Naturschule St. Gallen: https://naturschule.ch/
Angebote für Schulklassen ausserhalb des Schulzimmers, Seminar- und Workshopräumlichkeiten in der Natur, Kurse für naturinteressierte Erwachsene und Kinder.
Botanischer Garten St. Gallen: https://www.stadt.sg.ch/home/freizeit-tourismus/gaerten-parks/botanischer-garten.html
Öffentliche und private Führungen, Vorträge
Stadt Wildtiere St. Gallen: https://stgallen.stadtwildtiere.ch/
Projekt für die Erforschung der Wildtiere im Siedlungsraum. Beobachtungen können gemeldet werden. Es werden Aktionen zum mitmachen angeboten, geben online Garten und Balkontipps um die Stadt Natur zu fördern.
Naturmuseum St. Gallen: https://naturmuseumsg.ch/
Führungen, Ausstellungen, Klassenlabor, Sonderausstellungen, Anlässe für Lehrpersonen, Unterrichtskoffer, Links Umweltbildung, Newsletter
WWF St. Gallen: https://www.wwfost.ch/wwf-arai-sg-tg/wwf-stgallen
Angebote für Schule und Erwachsene, zum mitmachen und aktiv werden. Schulbesuche, Erlebnisrucksäcke
Pro Natura St. Gallen: https://www.pronatura-sg.ch
Exkursionen in Schutzgebiete. Führungen oder Einsätze für Gruppen, Unterrichtsunterlagen
Naturschutzverein St. Gallen: https://www.nvs-sg.ch/
Arbeitseinsätze, Vernetzung, Agenda von naturnahen Veranstaltungen
Reflexion zur Steckbrieferstellung
Mein Vorhaben, die Sträucher und Bäume in meiner direkten Umgebung zu lernen, konnte ich durch die Steckbrieferstellung, gut umsetzten. Die Umgebung rund um mein Schulhaus wurde sehr naturnah gestaltet. Erfreulicherweise konnte ich feststellen, dass hauptsächlich einheimische Arten angepflanzt wurden. Durch das Fotografieren und Bestimmen der Pflanzen und das schlussendliche Gestalten der Steckbriefe, konnte ich mir die Artenkenntnis ganz ohne Karteikartenbüffeln aneignen. Nun erkenne ich diese Arten auf meinem Arbeitsweg, in meinem Garten, auf Wanderungen und auf dem Weg zum Einkaufen und freue mich über mein angeeignetes Wissen.
Da ich diese Steckbriefsammlung auch im Unterricht mit meinen Schülerinnen und Schülern nutzen möchte, habe ich darauf verzichtet die genaue Unterart zu bestimmen und mich auf die Hauptgattung beschränkt. Ebenso habe ich bewusst darauf verzichtet die Häusigkeit und die Fortpflanzung der Pflanze in dem Steckbrief aufzuführen.
Was habe ich Neues über Sträucher und Bäume in meiner Umgebung gelernt:
Die Häusigkeit: Einige Baumarten haben eingeschlechtige Blüten. Dabei sitzen die Blüten beider Geschlechter entweder auf demselben Baum (einhäusig getrenntgeschlechtig, zum Beispiel Eiche, Buche, Hainbuche, Birke, Erle und Nussbaum) oder auf verschiedenen (zweihäusig getrenntgeschlechtig), so dass man männliche und weibliche Bäume zu unterscheiden hat (unter anderen bei Weiden, Eiben und Pappeln). Einhäusige Pflanzen tragen sowohl rein männliche als auch rein weibliche Blüten. Weibliche Blüten erkennt man an den Fruchtblättern, dem sogenannten Stempel, auf dessen Narbe der Pollen übertragen wird. Männliche Blüten enthalten Staubblättern, die Pollen tragen. Eine Dritte Art der Häusigkeit sind die Zwitter wie z.B. Obstbäume, Rosskastanie und viele Bäume der wärmeren Klimate. Sie haben Zwitterblüten, die sowohl Staub- als auch Fruchtblätter ausbilden.
Das Geschlecht: Wird vom Geschlecht der Pflanze gesprochen, ist damit die Blüte gemeint. Es gibt männliche, weibliche oder zwittrige Blüten. Blüten, die nur Fruchtblätter enthalten, bezeichnet man umgangssprachlich als „weiblich“, solche, die nur Staubgefässe enthalten, als „männlich“ und Blüten, die sowohl Staubblätter als auch Fruchtblätter haben, als zweigeschlechtliche oder zwittrige Blüten.
Fortpflanzung/Fremd- und Selbstbestäubung: Die Vermehrung bei Pflanzen erfolgt entweder sexuell über Bestäubung und Befruchtung oder asexuell über vegetative Fortpflanzung. Bei der sexuellen Fortpflanzung werden in den Staubbeuteln der Pflanzen die männlichen Pollen und im Griffel die weiblichen Eizellen gebildet. Manche Pflanzen nutzen ihren eigenen Pollen zur Bestäubung der Narbe. Diese Selbstbestäubung hat den Vorteil, dass sie sich auch in verlassenen Gebieten vermehren können. Andere Pflanzen sind Fremdbestäuber. Sie lassen ihren Pollen von Wind oder Insekten auf andere Pflanzen übertragen. Fremdbestäubung hat den grossen Vorteil, dass die Gene durchmischt werden und neue Kombinationen entstehen können, die den Nachkommen vielleicht bessere Eigenschaften verleihen.
Strauch oder Busch? Strauch und Busch sind Synonyme, die für die gleiche Pflanzenart genutzt werden, wobei Das Wort Busch eher für einen rund (buschig) wachsenden Strauch verwendet wird. Der Unterschied zwischen Bäumen und Sträucher ist, dass Bäume einen dominanten Stamm haben wohingegen bei Büsche/Sträucher mehrere Stämme direkt aus dem Erdboden wachsen, von denen keiner dominiert.