Ein Schulgarten ist ein vielseitiger Lernort. Und: Schulgarten ist nicht gleich Schulgarten. Darum stellen wir hier zwei unterschiedliche Umsetzungsbeispiele vor: das Schulhaus Waidhalde, mitten in Zürich, und das Schulhaus Gschwader, am Rand von Uster, betreiben beide einen ähnlich grossen Garten.
Waidhalde in Zürich
Das Schulhaus Waidhalde liegt mitten in der Stadt Zürich – mit grandioser Aussicht und dem Lärm der Rosengartenstrasse. Es ist ein grosses Schulhaus mit allen Stufen von Kindergarten bis Zyklus 3. Als zwischen zwei neu erstellten Pavillons eine Fläche Niemandsland entstand, hatte Tanja Stauffer, die als Erlebnispädagogin an der Schule mit einem 50%-Pensum angestellt ist, die Idee mit dem Schulgarten. Spontan meldete sie sich beim Programm Ackerdemie und konnte mitmachen. Sie startete mit zwei Klassen, einer 2. und einer 4. Im zweiten Durchführungsjahr sind nun die drei 2. Klassen des Schulhauses dabei.
Die Klassen kommen regelmässig, meist für eine Doppelstunde und Tanja Stauffer kümmert sich um die Lektionen. Wie sehr die Lehrpersonen die Inhalte dann in ihren Unterricht integrieren, ist sehr unterschiedlich. Bei manchen ist es eher wenig, bzw. es gibt da keine Rückmeldung, eine andere hat mit den Schülerinnen und Schülern einen Elternabend mit Quiz im Schulgarten organisiert.
Gegärtnert wird mit den Schülerinnen und Schülern. Manchmal bekommen sie Hilfe von den Grossen, z.B. für schwere Arbeiten wie Umgraben. Für die Ferienbetreuung gewinnen sie Eltern, welche mit den Kindern als Expert*innen jeweils für eine Woche die Pflege des Gartens und das Ernten übernehmen. Der angrenzende Ferien-Hort hilft teilweise dabei mit.
Ein Schwerpunkt ist für Tanja Stauffer auch das Verarbeiten des Gemüses. So wird möglichst viel von der Ernte vor Ort mit den Klassen über dem Feuer in ein feines Garten-Zmittag verwandelt. So entdecken die Kinder neues Gemüse und können stolz ihre eigene Ernte probieren.
Die Klassen sind sehr durchmischt. Manche kennen Garten ganz anders, z.B. aus anderen Ländern, manche kennen das gut, manche gar nicht. Sie sollen von allem mal probieren – so waren die Palmkohl-Chips für manche eine Herausforderung, oder auch das in-Sicherheit-Bringen von Regenwürmern. Und dann wollen plötzlich alle nur noch Regenwurmtaxi machen…
Gschwader in Uster
Am Stadtrand von Uster liegt das Schulhaus Gschwader, direkt angrenzend an eine Kuhweide, ein paar 100 Meter entfernt beginnt der Wald. Die 4. Klasse von Simone Kunz kennt sich im Garten aus: sie haben regelmässig, oft mehrmals pro Woche im Garten Unterricht. Simone Kunz hat sich begeistert gemeldet, als es darum ging, den Schulgarten zu reaktivieren und kümmert sich nun mit ihrer Klasse darum.
Gemeinsam haben die Schülerinnen und Schüler Strategien recherchiert, wie sie den Boden bewirtschaften können, ohne umzugraben. Der Versuch mit Karton, Schnitzeln und Komposthäufchen um die Kartoffeln hat funktioniert: 15 kg Ernte!
Im ersten Jahr haben sie sehr viel verarbeitet, eingemacht und dann im Schulkiosk verkauft. Mit dem Erlös konnten sie ein Treibbeet kaufen.
Simone Kunz unterrichtet viele Themen aus dem Fachbereich Natur, Mensch, Gesellschaft im Garten: neben Pflanzen, Ernährung auch Boden und aktuell Wetter.
Für einzelne Projekte melden sich auch immer wieder andere Lehrpersonen und nutzen dann den Garten oder einen kleinen Teil davon, z.B. für Experimente mit Petflaschen als Minitreibhäuser, oder um Bodenlebewesen zu studieren.