Jagd auf der Vorschulstufe – von Dinah Muggler
Seit zehn Jahren bin ich Jägerin. Ich gehöre zu den 0,4 % der Schweizer Bevölkerung, die eine Waffe besitzt und damit selber ein Tier töten darf, um es zu essen. Die Jagd ist für mich ein sinnvolles und notwendiges Handwerk. Dabei bin ich Teil eines natürlichen Kreislaufes von Werden und Vergehen. Die Natur mit all ihren Lebewesen habe ich kennen und schätzen gelernt. Und auch mich selbst.
Oft habe ich jedoch Hemmungen, mich in der Öffentlichkeit als Jägerin zu outen. So auch bei meiner Arbeit als Waldkindergärtnerin. Es ist anstrengend, sich immer wieder zu erklären und Vorbehalten gegenüber zu treten. Die Jagd ist ein emotionsbeladenes Thema! Allerdings sind vor allem die Erwachsenen kritisch. Je jünger die Kinder, desto vorbehaltsloser sind sie. Deshalb wollte ich mich der Herausforderung stellen, das komplexe Thema Jagd auch Kindergarten Kindern näher zu bringen. Und deren Eltern. Dafür erprobte ich Aktionsformen aus dem Buch «Treffpunkt Jagd, Handbuch für Jägerinnen und Jäger» von Silviva. Im Handbuch wird die Vorschulstufe grosszügig zur Unterstufe gezählt. Damit die Aktivitäten auch den Bedürfnissen von jungen Vorschulkindern entsprechen, nahm ich Anpassungen vor und entwickelte ergänzend dazu neue Formen. Hier ein paar Beispiele:
Abschliessend durften alle eine Jägerprüfung ablegen und so stolz ihr Wissen und Können den Eltern präsentieren. Vorschulkinder begegnen dem Thema Jagd unvoreingenommen und interessiert. Dies sehe ich als Chance für die Jägerschaft, sich als Experten für Wild und Wald zu zeigen und ihren Auftrag für die Öffentlichkeitsarbeit wahrzunehmen. Ergänzend zum Buch «Treffpunkt Jagd» möchte ich meine getesteten, veränderten und neu entwickelten Aktivitäten anderen Jagenden sowie Kursleitenden in der Umweltbildung zugänglich machen. Vielen Jagenden fehlt das methodisch- didaktische Know-How, um mit dem Handbuch «Treffpunkt Jagd» zu arbeiten. Und vielen NUB- Leitenden oder Lehrpersonen fehlt das nötige Fachwissen und Material. Diese zwei Seiten möchte ich verbinden. Interessent*innen mögen sich gerne für einen Ideenaustausch in den Kommentaren melden!
Auf „Mission B“ im naturnahen Kindergarten – von Ursula Gfeller
Im biologischen und naturnahen Garten sind lebensorientierte und gesellschaftlich relevante Lerninhalte für einen umfassenden BNE-Unterricht angelegt. Naturphänomene sind in ihrer realen Komplexität, interdisziplinär, im Jahresverlauf und in ihrer Zyklizität wahrnehmbar. Hier können Kinder exemplarisch einen nachhaltigen und sorgsamen Umgang mit der Umwelt praktizieren, indem sie auf ökologische Weise Lebensmittel anbauen und die Artenvielfalt fördern (Mitmachaktion «Mission B» von SRF).
Diese Arbeit zeigt auf, wie (Kindergarten-)Kinder über verschiedene Partizipationsformen in die Bewirtschaftung des Gartens einbezogen werden können und wie sie dabei Mitverantwortung für das eigene Lernen übernehmen. Beteiligendes Beobachten, Forschen und Tätigsein sensibilisiert sie für die Zusammenhänge in Nahrungsketten und Lebensräumen. Gleichzeitig lernen sie zu verstehen, wie anfällig das Ökosystem auf menschliche Einflüsse reagiert.
Kinder entwickeln beim gemeinsamen Gärtnern integrative Denk- und Handlungsweisen, welche sie dazu befähigen, ihre Umwelt verantwortungsvoll und solidarisch mitzugestalten und zukunftsfähige Lösungswege einzuschlagen.
Entdeckendes Lernen mit Kindergarten-Kindern am Beispiel Lebensraum Baum – von Monika Christ
Kinder in diesem Alter bringen eine angeborene Neugier und innere Motivation mit, die Welt entdecken zu wollen. Es besteht jedoch auch die Gefahr, dass wir Erwachsenen mit überpädagogischem Eifer gerade diese angeborenen Faktoren gefährden. Trotzdem brauchen die Kinder für erfolgreiches entdeckendes Lernen genügend Struktur. Diese Balance von «wie viel vorgeben und wie viel Freiheit lassen» ist die grosse Herausforderung für entdeckendes Lernen.
Im Rahmen meiner Arbeit bin ich zu folgendem Schluss gekommen: Die wichtigste Methode in diesem Alter ist «Freiraum lassen», damit die angeborene Neugier überhaupt zum Tragen kommen kann. Dann beginnen die Kinder von allein, hinter Rinden zu schauen, Käfer zu verfolgen oder in der Erde zu wühlen. Bald darauf kommen die ersten Fragen. Als Pädagogin nehme ich diese auf und schaffe die Voraussetzungen, damit die Kinder Antworten auf ihre Fragen finden können. Zu diesen Voraussetzungen gehören ein erfolgsversprechender Forscherort, geeignetes Forschermaterial, Beziehung, Geborgenheit und Sicherheit und meine eigene fachliche Kompetenz als Naturpädagogin. Sie bilden den Rahmen, in dem Kinder lehrreiche Entdeckungen machen können.
Auf Weltreise mit den neuen Arten – von Sylvie Fläming
Invasive Neobiota – also gebietsfremde Arten, die sich stark ausbreiten – verursachen in den Schweizer Gewässern zunehmend Probleme. Sie verändern die oftmals schon unter Druck stehenden aquatischen Ökosysteme – teilweise mit noch nicht absehbaren Folgen. Einige Arten wie z.B. die Quaggamuschel können zudem richtig teuer werden, wenn sie Trinkwasseranlagen beschädigen oder an Bootsrümpfen wachsen.
Zwei „Junior Ranger“ Gruppen am Pfäffikersee haben sich einen Nachmittag mit diesem spannenden Thema beschäftigt – zusammen gingen wir «auf Weltreise» vom Ursprungsgebiet vieler invasiver Arten – dem Schwarzen und Kaspischen Meer – über den Rhein-Main-Donau Kanal bis in die Schweiz. Dabei sind die Junior Ranger/innen durch imaginäre Ballastwassertanks getaucht, haben einige der Arten ganz genau unter die Lupe genommen und ganz eigene Boote entworfen! Zum Glück sind die meisten dieser Arten noch nicht im schönen Pfäffikersee angekommen!
Wunderwelt Mikrokosmos – von Corinne Nussbaum
Arthur Schopenhauer
Kleinstlebewesen sind oft unbemerkt am Werk und wenn wir sie doch einmal zu Gesicht bekommen, reagieren wir bei vielen mit Ekel, Ablehnung oder gar Angst. Dabei sind diese kleinen Zersetzer und Bestäuber, Räuber und Beschützer unabdingbar für einen wohlfunktionierenden Biokreislauf.
Wie können die Vorurteile gegenüber diesen Krabbeltieren einer Faszination weichen? Ein Projekt mit Kindergartenkindern im Wald soll darüber Klarheit schaffen. Während 8 Tagen besuchen sie in Begleitung den Wald und erforschen Kleinstlebewesen. Dabei wird der Frage nachgegangen, wie man Kinder am besten ins selbstständige Forschen bringt und ob das Forschen den Ekel und Berührungsängste nehmen kann.
„Die Neugier steht immer an erster Stelle des Problems, das gelöst werden will“ – von Barbara Sury
Dieses Zitat von Galileo Galilei wurde zu einem Leitsatz auf der Suche nach Aktivitäten der naturbezogenen Umweltbildung, welche Kinder dazu anleiten, selber Antworten auf ihre Fragen zur Natur zu finden. Die Aussage ist heute, ca. 400 Jahre später, immer noch aktuell. Neugier steht also auch am Anfang von Fragen, die die Welt verändern.
Kinder sind meistens von sich aus neugierig. Mit der ‚Kunst des Fragens‘ sollen sie an ihre Grenzen des Wissens und des Überlegens gelockt werden. Dieser Ansatz stammt aus dem Coyote Mentoring und eignet sich gut, Kinder dabei zu unterstützen, selber Antworten auf ihre Fragen zu finden.
Die in der Arbeit beschriebenen Aktivitäten sind an Kinder zwischen 6 und 10 Jahren gerichtet, kommen mit einem kleinen Grundstock an Material aus und sind an jedem Lernort draussen umsetzbar.
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